10 Tage durch den Kaukasus – Zwischen Moderne und Tradition
Unsere Rundreise durch den Kaukasus hat uns folgendes gezeigt: Vielseitige Länder, interessante Kulturen und herzliche Leute.

Seit der Eurovision Song Contest 2012 in der aserbaidschanischen Hauptstadt BAKU stattfand, war mein Interesse für eine Reise dort hin geweckt. Über die Jahre habe ich mir dann immer wieder Dokus über Baku angesehen und als ich am Jahresbeginn 2024 zufällig entdeckte, dass es nun Direktflüge ab/nach Wien gibt, ging mir der Gedanke einer Kaukasus Rundreise nicht mehr aus dem Kopf. Im Mai 2024 war es dann soweit…
Der Kaukasus ist ein etwa 1.100 Kilometer langes, von Westnordwest nach Ostsüdost verlaufendes Hochgebirge in Eurasien zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer. Er ist Teil des alpidischen Gebirgssystems und unterteilt sich in die drei Gebirgsketten: Großer Kaukasus, Kleiner Kaukasus und Talysch-Gebirge. Der Kaukasus ragt bis zu einer Höhe von 5.642 Metern über dem Meeresspiegel auf und hat eine mittlere Höhe von 602 Metern. Er befindet sich auf den Territorien Russlands, Georgiens, Armeniens, Aserbaidschans und der Türkei.



Der gesamte Kaukasus geht sich in 10 Tagen selbstverständlich nicht aus, aber zumindest einen kleinen Teil wollte ich sehen. Zugegeben bei dieser Reise brauchte es „etwas“ Überzeugungsarbeit bis mein Freund einwilligte mitzukommen. Er hatte zu Beginn keine wirkliche Idee von der Region und konnte mit meiner Euphorie für diese Länder nicht viel anfangen – nach dem Urlaub war er allerdings absolut begeistert und ist jetzt sogar der Meinung, dass er irgendwann bestimmt nochmal hin reist…das will etwas heißen 😉
Los ging unsere Reise in Tiflis, der Hauptstadt von Georgien.
Die kopfsteingepflasterte Altstadt blickt auf eine lange, komplizierte Geschichte zurück und befand sich zeitweise unter persischer und russischer Herrschaft. Die vielfältige Architektur umfasst ost-orthodoxe Kirchen, prächtige Gebäude im Art nouveau-Stil und modernistische Sowjetbauten. Über der Stadt thronen die wiederaufgebaute Festung Narikala aus dem 4. Jh. und die berühmte Statue von Kartlis Deda, der „Mutter Georgiens“.
















Unsere Reise führte uns in Georgien sowohl in den Norden an die russische Grenze zur Gergetier Dreifaltigkeitskirche, als auch in den Osten zum Dawit Garedscha Kloster, dem Natlismtsemeli Kloster und den „Roten Bergen“.
Die Gergetier Dreifaltigkeitskirche ist ein georgisch-orthodoxer Kirchenkomplex in der Region Mzcheta-Mtianeti, Munizipalität Qasbegi.
Hoch oben bei der Gergetier Dreifaltigkeitskirche fühlt man sich klein und gleichzeitig groß. Unten breitet sich die Landschaft vor einem aus und wohin man auch sieht, ragen beeindruckende Berge in den Himmel. Unter anderem auch der Berg Kasbek, der dritthöchste Berg Georgiens. Inmitten dieses beeindruckenden Panoramas steht eines der Wahrzeichen Georgiens. Die Kirche wurde wahrscheinlich im 14. / 15. Jahrhundert erbaut. Das Alter des Kirchenkomplex mussten Wissenschaftler anhand der Architektur der Gebäude datieren, da es keine mittelalterlichen Quellen zum Bau der Kirche gab.








Dawit Garedscha ist ein georgisch-orthodoxes Kloster im Osten Georgiens. Es liegt am Berg Udabno in der Region Kachetien, unmittelbar an der Grenze zu Aserbaidschan. Das älteste Kloster Georgiens steht auf der Vorschlagsliste zum UNESCO-Welterbe. Der schmale und steile Anstieg bringt einen auf den Bergkamm des Udabno und entschädigt alle Anstrengungen mit seinem fantastischen Blick auf die mondartige Landschaft. Die karge Steppe in braun, beige und grünen Tönen zeichnet die Hügellandschaft rund um David Garedscha. Burgähnliche Befestigungsanlagen im Kontrast zu pragmatischen Sandbehausungen erzeugen ein einzigartiges Bild. Der Klosterkomplex besteht aus 13-15 Klöstern und beherbergt ca. 10 Mönche, die immer noch dort wohnen.



Das Natlismtsemeli Kloster ist nicht direkt auf den Besucherverkehr ausgerichtet, es gibt keinen Laden und auch keine offiziellen Öffnungszeiten. Das Kloster ist von der Offroad-Straße nach Rustavi per 4×4 erreichbar. Einen normalen PKW sollte man etwa einen Kilometer vorher parken. Für Frauen liegen wie üblich Kopftücher und Wickelröcke bereit, für Männer in Shorts gibt es lange Hosen zum überziehen.









Die Roten Berge sind Berge des Großkaukasus und zeichnen sich durch rote Felsformationen aus, die ihnen ein besonderes und markantes Aussehen verleihen. Die roten Bergketten bieten beeindruckende und malerische Ausblicke, die Naturfotografen und Naturliebhaber anziehen. Die Felsformationen schaffen eine einzigartige und dramatische Landschaft, besonders bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang. Es gibt mehrere Wanderwege und Pfade, auf denen Besucher die natürliche Schönheit der Gegend erkunden und die frische Luft und Ruhe genießen können.









Resümee Georgien
Georgien ist ein sehr schönes Land und hat mehr zu bieten als man vielleicht denken würde. Leider hat bei uns teilweise das Wetter nicht so mitgespielt, aber man konnte trotzdem die schöne (Berg-)Landschaft erkennen. Essen ist im ganzen Land hervorragend gewesen (auch für Vegetarier!).
Es gibt bereits viele tolle Hotels auf europäischen Standard (das schlägt sich aber auch in den Preisen nieder ;)) und die Menschen sprechen überwiegend gutes Englisch und sind merklich westlich orientiert.
Auch in der ländlichen Gegend, merkt man anhand der Neubauten und Autos, wie der Lebensstandard sich verbessert. Neben der schönen Natur und vieler toller Kirchen, ist auch die Hauptstadt Tiflis eine Reise wert. Die Architektur ist ein interessanter Mix aus Tradition und Moderne. Meistens bin ich mir vorgekommen wie in einem „Hipster-Land“.

Nach einigen Tagen in Georgien, ging es für uns weiter nach Armenien.
Zeittechnisch ging sich leider nur das an Georgien angrenzende Hinterland von Armenien aus, da unser späterer Weiterflug nach Aserbaidschan ab Tiflis ging.
Das Kloster Akhtala, Sanahin und Haghpat haben uns jedoch sehr gefallen. Am Weg lag auch noch das Mikoyan Brothers Museum, weswegen wir dort auch noch einen Zwischenstopp machten und bei einer einheimischen Familie zu Mittag gegessen haben.








Das Kloster Achtala ist ein ehemaliges Kloster der Armenischen Apostolischen Kirche bei der Stadt Achtala in der Provinz Lori im Norden von Armenien. Es ist derzeit unbesetzt.






Kloster Sanahin ist ein Kloster der Armenischen Apostolischen Kirche in der Nähe des gleichnamigen Ortes in der Provinz Lori im Norden von Armenien, das 966 gegründet wurde. Ebenso wie das in Sichtweite knapp vier Kilometer nordöstlich gelegene Kloster Haghpat wird es seit 1996 als UNESCO-Weltkulturerbe gelistet. Liebhaber mittelalterlicher armenischer Architektur kommen hier mit Sicherheit auf ihre Kosten.





Das Kloster Haghpat ist ein Kloster der Armenischen Apostolischen Kirche in Haghpat nur 4 Kilometer von Sanahin entfernt. Das im 10. Jahrhundert gegründete Kloster blieb, abgesehen von kleineren Renovierungen im 11. und 12. Jahrhundert, weitgehend im Originalzustand erhalten.
Wer den Klosterkomplex von Haghpat an seiner obersten Stelle verlässt und dem Dorfweg folgt, kommt an den Friedhof des Ortes. An der obersten Stelle befindet sich ein weiteres uraltes Kapellchen, das je nach Wetterlage seine Spitze fast schon in den Wolken hat.








Resümee Armenien
Vorab ein Disclaimer – Die Hauptstadt Jerewan kennen wir nicht, daher können wir nicht sagen, wie es dort ist (vermutlich moderner und schöner). Unser Resümee bezieht sich ausschließlich auf das Hinterland Armeniens.
Die Menschen vor Ort waren alle super nett und sind sehr bemüht sich mit Touristen durch ein paar Brocken Englisch zu verständigen. Essen überall sehr lecker (auch viel vegetarisch!).
Man sieht dem (Hinter-)Land aber den ehemaligen sowjetischen Fußabdruck noch sehr stark an und der Großteil der Menschen lebt sehr einfach und bescheiden (Häuser, Autos, Restaurants,…). Viele verlassene bzw. baufällige Gebäude, die das Landschaftsbild trüben und laut den Einheimischen gibt’s auch viel zu viele Arbeitslose.
Was es allerdings auch gibt sind zahlreiche beeindruckende Kirchen. Ansonsten ist uns in dem Gebiet, in dem wir unterwegs waren, kulturtechnisch wenig untergekommen. Man schätzt jedenfalls als ÖsterreicherIn dann den Wohlstand im eigenen Land wieder umso mehr.
Good to know
In allen Gebieten in Georgien und Armenien in denen wir waren, gab es sehr viele Straßenhunde.
Vor denen man aber (im Gegensatz zu anderen Ländern) absolut keine Angst haben muss. Sie sind alle super lieb und zutraulich. Das kommt daher, weil die Einheimischen (und Touris) die Hunde füttern, streicheln und sogar impfen & kastrieren (erkennbar an den Ohrmarken). Die Tiere haben daher keine Angst vor den Menschen und sind dementsprechend freundlich und lassen sich gerne streicheln und bespaßen.














Am 7. Tag unserer Reise flogen wir ab Tiflis/Georgien weiter nach Baku.
Baku, die Hauptstadt und wirtschaftliches Zentrum von Aserbaidschan, ist eine tief liegende Stadt am Kaspischen Meer. Sie ist berühmt für ihre mittelalterliche befestigte Altstadt: Dort befinden sich der Palast der Schirwanschahs, ein weitläufiger königlicher Gebäudekomplex und der steinerne Jungfrauenturm, eines der Wahrzeichen der Stadt. Berühmte moderne Gebäude sind das von Zaha Hadid entworfene Heydar-Aliyev-Zentrum und die Flame Towers, 3 spitz zulaufende, beleuchtete Wolkenkratzer.
Aufgrund der günstigen Lage an mehreren historischen Handelswegen, kann die Stadt auf eine reiche Geschichte zurückblicken: In der Altstadt, die seit 2000 den Status eines UNESCO-Welterbes hat, sind zahlreiche Paläste, Moscheen und Festungsbauten erhalten geblieben. Besonders gefallen hat uns der tolle Mix aus traditionellen, historischen Gebäuden und den modernen Wolkenkratzer aus Glas.



























Mein Freund und ich sind uns einig – Obwohl wir auch die übrigen Orte richtig toll fanden, Baku war das Highlight unserer Reise! Dort würden wir immer wieder hinfliegen. Komplett unterschätztes Reiseziel, das wir jedem nur ans Herz legen können!
Resümee Baku
Die Stadt ist viel sauberer als die österreichischen Städte, sehr gepflegte Garten-/Außenanlagen, tolle Restaurants (gleicher Standard wie in Österreich, nur um einiges günstiger) und die Leute sind extrem freundlich uns hilfsbereit!
Mir kam vor die machen das absichtlich, um die Touris richtig anzulocken (wie bereits erwähnt, gibt es auch schon Direktflüge Wien-Baku-Wien).
Die Stadt ist SEHR SICHER! Auch nachts. In den Unterführungen könnte man vom Boden essen, so sauber sind die.
Viele Überwachungskameras und (unbewaffnete!) Polizisten in der ganzen Stadt unterwegs. Dementsprechend natürlich wenig Kriminalität. Wir haben von Aserbaidschan nur die Hauptstadt Baku gesehen, allerdings haben wir bis zum Flughafen raus (ca. 30km vom Stadtzentrum entfernt) keine abgerockten Gebäude oder gar Graffitis an Wänden gesehen.
Müsste ich die Architektur beschreiben, würde ich sagen sie ist ein Mix aus Paris, Dubai und Marrakesch. Auch haben wir keinen einzigen Obdachlosen gesehen und die Einheimischen waren alle wie in Österreich gekleidet. Von Armut (die wir stellenweise erwartet hätten) sieht man dort nichts. Ein einziger Straßenhund!
Die Taxipreise sind der Hammer. (wegen: Dieselpreis 0,50€/Liter und Benzin 0,60€/Liter)
Reise-Weiterempfehlung: 10/10
Ich hoffe, ich konnte euch einmal mehr mit meinen Erfahrungsberichten auf den Geschmack bringen und wünsche euch viel Spaß, wenn ihr selbst einmal eine Kaukasus Rundreise plant. 🙂
